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Rückblick: 3. arriba Symposium "Screening und Früherkennung" 15. März 2019

Wenn es um ernste Erkrankungen geht, greifen wir gerne zu Metaphern von Kampf, Krieg oder Vernichtung. So lassen sich Gelder für Forschungsprojekte und Kampagnen mobilisieren, wie z.B. US-Präsident Nixons „Krieg gegen den Krebs“. Auch vom betroffenen Patienten wird erwartet, dass er sich zumindest tapfer bemüht, „seinen Krebs zu besiegen“.

Den Krebs früh zu erkennen und zu behandeln, bevor er Schaden anrichtet, hat eine geradezu zwingende Logik. Entwickelte Gesundheitssysteme bieten deshalb zahlreiche Untersuchungen an, mit denen sich Gesunde auf frühe Krankheitsstadien hin untersuchen lassen können.

Trotzdem mehren sich die Zweifel. Von der Mammografie oder der PSA-Bestimmung, um nur zwei Beispiele zu nennen, haben offenbar nur Wenige einen Nutzen. Für jeden Geretteten müssen Dutzende invasiv behandelt werden, vielfach mit Operationen oder Chemotherapie. Unstrittig sind bei den implementierten Screening-Programmen offenbar nur die Kosten und die Verletzungen, das Ausmaß des Nutzens ist immer wieder Gegenstand von Kontroversen.

Ernüchtert nehmen die Fachleute ihre Zuflucht zum Patienten. Die Entscheidung über die Früherkennung wird zur „präferenz-sensitiven“ erklärt, der Bürger sei gut zu informieren und möge selbst die Entscheidung treffen. Die informierenden Akteure, vor allem die ärztlichen Gruppen, haben jedoch ihre speziellen Interessenskonflikte. Einladungsprogramme, Info-Flyer oder die Einladung zu IGeL-Produkten haben einen imperativen Charakter, von ergebnisoffener Beratung kann hier oft nicht die Rede sein.

Die arriba -Symposien beleuchten aktuelle Themen aus der Perspektive von Wissenschaft, Versorgung, Gesundheitspolitik und Didaktik. Im Mittelpunkt steht das Ziel, Bürgern, Patienten und Leistungserbringern eine gute Entscheidung zu ermöglichen. Auf dem Programm stehen die Vorträge von Experten aus Medizinethik, Versorgung und Forschung. Es geht vor allem darum, ob Früherkennung im Gesundheitssystem unterstützt, ob die Teilnahme beworben werden soll, wer die Betroffenen informiert, und wo die Initiative dazu liegen soll.

arriba ist die am weitesten verbreitete Entscheidungshilfe in deutscher Sprache. Das arriba-Modul zur kardiovaskulären Prävention hat wesentlich geholfen, die gemeinsame, informierte Entscheidungsfindung im Praxisalltag zu etablieren. Inzwischen stehen Module zur Behandlung von Antikoagulation bei Vorhofflimmern, zum PSA-Screening, zur Diagnose und Behandlung depressiver Störungen, zum Absetzen von Protonenpumpen-Inhibitoren und anderen Entscheidungsbereichen zur Verfügung. Weitere Module werden entwickelt.

Veranstalter

  • arriba eG gemeinnützige Genossenschaft (Prof. Norbert Donner-Banzhoff)
  • Gesellschaft für patientenzentrierte Kommunikation gGmbH (Prof. Attila Altiner)
    Institut für Allgemeinmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin (Prof. Christoph Heintze)

CME-Punkte

Zielgruppen

Wissenschaftlerinnen
Epidemiologie, Diabetes Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Prävention, Gastroenterologie, Versorgungsforschung

Gesundheitssystem-Entscheiderinnen
Kostenträger, Leistungserbringer, regulatorische Einrichtungen, Fachgesellschaften, Berufsverbände (Hausärzte, Diabetologen, Kardiologen, Gastroenterologen, Psychiater, Urologen u.a.)

Anwenderinnen
niedergelassene Ärzte aller Fachrichtungen, Ärztenetze, Kliniken der Akutversorgung sowie der Rehabilitation, Arbeits- bzw. Betriebsmedizinischer Dienst

Referentinnen und Moderatoren

  • Prof. Dr. med. Attila Altiner, Institut für Allgemeinmedizin; Universitätsmedizin Rostock
  • Prof. Dr. med. Norbert Donner-Banzhoff, MHSc, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin; Universität Marburg
  • Prof. Dr. med. Christoph Heintze, Institut für Allgemeinmedizin; Charité Universitätsmedizin Berlin
  • Prof. Dr. med. Jean-François Chenot, Institut für Community Medicine Abteilung Allgemeinmedizin; Universität Greifswald
  • Prof. Dr. med. Jan Schildmann, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin; Universität Halle-Wittenberg
  • Prof. Dr. Markus A. Feufel, Institut für Psychologie und Arbeitswissenschaft; Technische Universität Berlin
  • Prof. Dr. med. Axel Semjonow, Klinik für Urologie - Prostatakarzinomzentrum; Universität Münster
  • Christine Klötzer, cand.med., Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin; Universität Greifswald
  • Kathrin Schlößler, Ärztin, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin; Universität Marburg
  • Dr. Kai Kolpatzik, AOK Bundesverband, Bereich Prävention; Berlin

Tagungsort

Charité Universitätsmedizin Berlin, CCO Auditorium, Virchowweg 6